05. Dezember 2022 | Wien | Caroline Schmüser

Erfolgsgeschichte: Seit neun Jahren freiwillig für Patient*innen

Freiwillig engagieren? Ja! Doch niemals im Spital, dachte Pensionistin Helga Drescher. Bis ein anregendes Gespräch auf der Freiwilligenmesse sie vom Gegenteil überzeugte. 

Probieren geht immer

Als Helga Drescher vor neun Jahren – damals frische Pensionistin – „mehr ratlos“ durch die Freiwilligenmesse marschierte, hätte sie nie gedacht, als Freiwillige in einem Spital zu landen. Ihre Mutter hatte viele Jahre als Kinderkrankenschwester gearbeitet. Deren Erzählungen von den damaligen Zuständen im Kinderspital hinterließen bei Drescher ein drastisches Bild. Eine Tätigkeit im Krankenhaus? Für die Pensionistin ausgeschlossen.

Bis dann auf der Freiwilligenmesse der Stand des Patient*innenhilfsteams ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Als die Standbetreuerin und damalige Leiterin des Teams sie ansprach und von der Arbeit des Vereins erzählen wollte, lehnte Drescher zwar erst ab – die beiden Frauen kamen dann aber doch miteinander ins Gespräch. Die Standbetreuerin erzählte von der Vielfältigkeit des Tuns im Team, dem Nutzen der Freiwilligentätigkeit für die Patient*innen und bot an, dass Drescher sich selbst von den mittlerweile erfolgten Fortschritten der Medizin überzeugen könne. Als schließlich die Frage kam: „Wollen Sie es denn nicht probieren?“, da dachte Drescher: „Probieren kann man alles.“

Helga Drescher © Privat
Helga Drescher © Privat

„Schon Kleinigkeiten machen das Leben im Spital schöner“

Schon einige Tage nach der Messe besuchte Helga Drescher für ein Erstgespräch die Klinik Landstraße, in dem das Patient*innenhilfsteam tätig ist. Der Verein möchte Patient*innen den Aufenthalt im Spital angenehmer machen – schließlich sind vor allem längere Aufenthalte mit Stress, Angst, Schmerz und Orientierungslosigkeit verbunden. Freiwillig Engagierte spenden Zeit und Zuwendung, kommen mit den Patient*innen ins Gespräch und unterstützen durch kleine Handreichungen und Besorgungen. Damit machen sie nicht nur den Patient*innen eine Freude, sondern entlasten auch das Personal.

Als erfahrene Ehrenamtliche Helga Drescher beim Erstgespräch durch die Klinik führten, da merkte sie: „Schon Kleinigkeiten können das Leben im Spital schöner machen.“ Die Entscheidung war gefallen. Nach einigen Einschulungen und Schnupperterminen wurde Drescher fester Teil des Patient*innenhilfsteams. Mittlerweile ist sie seit fast neun Jahren dabei. „Mit ungebrochener Begeisterung, Verlässlichkeit und Kontinuität“, freut sich Gerlinde Kosits, aktuelle Leiterin des Patient*innenhilfsteams.

Das Engagement ist notwendig

Einmal die Woche besucht Drescher seitdem die Klinik Landstraße für einige Stunden, derzeit die internistische Station. Dort fragt sie morgens die Pflegeleitung, welche Person besonderen Bedarf nach Zuwendung hat. Drescher führt dann Gespräche oder leistet kleine Hilfsdienste. Manche alte Menschen könnten etwa nicht mehr gut mit dem Messer umgehen. „Dann frage ich: Darf ich helfen? Meist kommt ein freudiges: Ja, bitte!“, erzählt Drescher. Sie hilft aber auch bei Behandlungen, z. B. wenn eine Person schon längere Zeit im Bett lag und das Laufen üben muss: „Dann führe ich den Rollstuhl. So kann sich der Therapeut voll und ganz auf den Patienten konzentrieren.“ Und auch kleine Erledigungen zu tätigen, wie eine spezielle Zahnpasta auf der Apotheke zu kaufen, sei für viele Patient*innen bereits eine große Entlastung – und auch für die Pfleger*innen. „Für mich sind das ein paar Minuten, für das Personal ist es unmöglich“, sagt Drescher.

Die Arbeit des Patient*innenhilfsteams sei schlicht und einfach notwendig, erzählt Drescher. „Ärzt*innen, Pfleger*innen und Therapeut*innen leisten viel, aber der Zeitdruck ist groß. Persönliche Gespräche sind da nicht drin.“ Diese Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit ist das, was Drescher antreibt, weiterzumachen. „Wenn Patient*innen nach Hause gehen und sagen: Sie haben sehr viel geholfen, dann ist das auch für mich schön. Und ich weiß, es ist wirklich sinnvoll, was ich mache.“

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