20.4.12.2022 |Wien| Isabella Haag
Freiwillig am Hauptbahnhof
Seit mehreren Wochen kommen täglich Geflüchtete aus der Ukraine am Hauptbahnhof an und werden von Mitarbeiter*innen der Caritas und vielen Freiwilligen empfangen. Von ehrenamtlichen Dolmetscher*innen bis zu Freiwilligen, die Essen vorbereiten,- sowohl die Menschen als auch die Tätigkeiten vor Ort sind sehr unterschiedlich. Ich war selbst vor Ort und habe mich davon überzeugt, was die Freiwilligen antreibt und wie die Hilfsangebote organisiert sind.
Gute Organisation und viele Hilfsangebote
Es kommen sehr viele Freiwillige und helfen mit, trotzdem muss vor Ort jede Leistung organisiert werden. Allein von Bäckereien und Supermärkten der Umgebung werden täglich viel Gebäck und Aufstriche gespendet. Über 3000 Brote belegen Freiwillige durchschnittlich am Tag und verteilen sie an Geflüchtete. In der Haupthalle werden die Brote an Ukrainer*innen verteilt, die auf weitere Informationen bezüglich Unterkunft warten.
Dort steht auch der Stand der Caritas bei dem alle Fragen von Dolmetscher*innen beantwortet werden. Bis auf den Stand der Caritas ist erstaunlich wenig beschildert. Nachher wurde mir erklärt, dass wenn ein Zug einfährt, schon eine Gruppe der Caritas beim Bahnsteig wartet und die Menschen direkt abholt. Ich hatte den Eindruck, dass die Abläufe sehr gut organisiert sind, obwohl täglich neue Freiwillige mithelfen.
„Wir bekommen täglich sehr viele Hilfsangebote von Privatpersonen, Vereinen, Initiativen und Unternehmen, die helfen und sich engagieren möchten. Das ist wirklich schön und eine der positiven Beobachtungen in diesen schrecklichen Zeiten“, erklärt Anna von der Caritas.
„Eine der sinnvollsten Dinge, die ich seit langem gemacht habe“
Als ich mithalf Brote vorzubereiten, konnte ich mich mit einem jungen Pärchen unterhalten, das sich freiwillig engagierte. Das Pärchen half schon zum zweiten Mal mit. Lara hat sechs Stunden lang Brote vorbereitet und Dalel war unten in der Halle und hat gedolmetscht. Auch wenn es anstrengend war,- erzählt Lara: „Es klingt vielleicht eigenartig, aber die vielen Stunden Brote vorbereiten, war eine der sinnvollsten Dinge, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Ich habe mitbekommen, dass meine Arbeit jemandem hilft.“
Dalel hat sich währenddessen mit einer Frau unterhalten, deren Sohn gleich in Wien ins Krankenhaus musste. Außerdem hatte sie eine Katze, der es auch nicht gut ging, weswegen das Pärchen die Katze vorübergehend zu sich nehmen wollte. Viele Menschen kommen mit ihren Hunden und Katzen an, weil sie diese nicht zurücklassen wollen. Einige Tiere werden temporär in verschiedenen Einrichtungen abgegeben, die in den Notunterkünften keine Tiere erlaubt sind. Die Krone Tierecke vermittelt zusammen mit der Volkshilfe Wien private Pflegeplätze für Haustiere von Geflüchteten.
Warum Dalel und Lara einmal in der Woche am Hauptbahnhof helfen, erklärt Dalel so: „Unabhängig von politischen und sozialen Meinungen, mit einem Funken Empathie hilft man Menschen, die ein so schreckliches Schicksal erleben.“
Du möchtest dich auch am Hauptbahnhof freiwillig engagieren?
Die großartige Organisation liegt an den Freiwilligenkoordinator*innen der Caritas und an dem großartigen Anmeldesystem. Die meisten Freiwilligen tragen sich Online unter „füreinand‘- Österreichs Community für Menschlichkeit“ für eine Schicht ein. Du kannst dich auch bei der Caritas Community füreinand‘ eintragen und dich bei der Mission „Nachbarschaft‘-Ukraine“ anmelden. Man erhält regelmäßig Updates, wo gerade freiwillige Unterstützung benötigt wird. Immer donnerstags werden die neuen Schichten ausgeschickt, für die man sich anmelden kann. Nach Anmeldung erhält man alle Informationen zum Treffpunkt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es großartig organisiert ist und man zufrieden Nachhause geht mit dem Wissen etwas Sinnvolles getan zu haben.