23. Februar 2021 |Wien| Isabella Haag
Freiwilligenarbeit an Universitäten Teil 1:
Die WU mit Volunteering@WU
In den letzten Wochen haben wir einiges zu Freiwilligenarbeit an Universitäten recherchiert. Nach ein paar Interviews sind wir zum Entschluss gekommen, dass das Thema zu groß und zu vielfältig ist, um es in einen einzigen Blog zu packen. Darum wird es in den nächsten Wochen eine Blogserie zu dem Thema „Freiwilligenarbeit“ an Universitäten geben. Der erste Blog startet zur Freiwilligenarbeit an der WU. Interviewt haben wir dafür die Leiterin von Volunteering@WU Stefanie Mackerle-Bixa.
Was ist Volunteering@WU?
Es ist das Freiwilligenprogramm der Wirtschaftsuniversität Wien, das folgendermaßen funktioniert: Die Studierenden werden nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern absolvieren vorher vorbereitende Seminare. Nach diesen Seminaren können sie zum Beispiel im Rahmen der Initiative „Lernen macht Schule“ Lernbuddy, Musikbuddy oder Sportbuddy werden. Der Grundgedanke ist, sozial benachteiligte Jugendliche mit diesen Programmen zu unterstützen nach dem Motto: „Voneinander und miteinander Lernen“. Die Studierenden sollen soziale und gemeinschaftliche Kompetenzen erlernen und können für ihr Engagement, wenn es im Studienplan freie Wahlfächer gibt, 3 ECTS pro Semester anrechnen lassen. Unter speziellen Voraussetzungen gibt es außerdem noch Aussichten auf das „Social Skill- Zertifikat“.
Aber so groß, wie es heute ist, war das Programm nicht immer:
„Das Projekt ist 2010 am Institut für Nonprofit Management der WU entstanden. Damals war natürlich nicht klar, wie es sich entwickeln wird. Gestartet haben wir im ersten Pilotjahr mit rund 60 Studierenden, im Folgejahr haben sich bereits 130 Studierende dafür beworben. Durch das hohe Interesse und die wertvollen Lernerfahrungen der teilnehmenden Kinder und Studierenden, wurde Volunteering@WU dann 2013 als erstes extracurriculares Service Learning Programm in das Vizerektorat für Lehre und Studierende eingebunden. Damit wurde das Programm als fester Bestandteil des pniversitären Lern- und Lehrangebots institutionalisiert. Mittlerweile haben sich schon über 1200 Studierenden für das Programm gemeldet. Es war also an der WU ein Prozess über 10 Jahre bis zu dem Punkt, an dem wir heute stehen.“
Grundsätzlich muss man aber das reine Freiwilligenprogramm und die ECTS getrennt sehen, denn jede*r, egal von welcher Universität, kann bei dem reinen Freiwilligenprogramm an der WU mitmachen. Ob man das jedoch angerechnet bekommt, ist von der Studienrichtung und von der Universität abhängig.
Wo liegen denn die Herausforderungen?
Die Herausforderungen, bei einem so großen Programm denkt man sofort an Finanzierung oder Strukturen. Auf diesen Ebenen konnte durch die 10-jährige Zusammenarbeit zwischen den Gründungspartnern von „Lernen macht Schule“ (WU, Caritas Wien, REWE International AG) eine hohe Stabilität erreicht werden. So sind die größten Herausforderungen auf zwischenmenschlicher Ebene verortet, da junge Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten.
Während „Community Service“ der Studierenden in den USA weit verbreitet ist, kommt freiwilligem Engagement an Hochschulen in Österreich noch wenig Bedeutung zu. Das Projekt verbindet daher Mentoring-Ansätze für Kinder mit der Methode des Service Learning für Studierende: Die freiwillige Tätigkeit der Studierenden (service) wird dabei über Seminare, Supervision und Reflexionsaufgaben begleitet (learning). Die größte Herausforderung liegt dabei im Beziehungsaufbau. Vielen Kindern fällt es schwer Vertrauen aufzubauen, da sie z.B. Flucht oder Trennungen erlebt haben. Umgekehrt sind diese Lebensrealitäten für manche Studierende schwer vorstellbar.
„Es bedarf intensiver Begleitung wie Supervision für Studierende und die Arbeit mit den Familien der Kinder, um adäquate Erwartungshaltungen und eine nachhaltige Beziehungsbasis zu schaffen. Mittlerweile haben sich viele langjährige Buddy-Freundschaften entwickelt, die auch nach Schul- bzw. Studienabschluss bestehen bleiben“, erzählt Stefanie Mackerle-Bixa.
Der Mehrwert ist klar sichtbar:
Am Ende des Tages geht es um mehr als die ECTS Punkte, denn das Freiwilligenprogramm ist mehr Aufwand als andere Übungen oder Seminare, die man für die gleichen ECTS machen könnte. Stefanie Mackerle-Bixa erzählt, dass es bei den Studierenden eine starke Persönlichkeitsentwicklung gibt, da die Studierenden mit Jugendlichen zusammenarbeiten, bei denen nicht alles so ‚glatt‘ läuft.
„Wir sehen die Entwicklung direkt an den Studierenden, die auf der sozialen Ebene unglaublich viel dazugelernt haben und in Jobs kommen, wo sie sich selbst für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Wir haben so viele Absolvent*innen, die Buddys waren und jetzt in Positionen sitzen, wo sie selbst Entscheidungen treffen können. Sie wissen, wie man mit Menschen aus anderen sozialen Schichten umgeht und wo es am System hakt“, so Stefanie Mackerle-Bixa.
Neben dem Freiwilligenprogramm der WU gibt es an vielen verschiedenen Universitäten Freiwilligenprogramme, die einfach nicht so ins Zentrum gerückt sind. Jede Universität hat im Rahmen der „3rd Mission“ Programme, die zum Beispiel im Rahmen von „Service Learning“ stattfinden und an die Studienrichtungen angepasst sind. Dazu mehr im 2. Teil über die Universität Wien mit den Gesprächspartnerinnen Karoline Iber vom Kinderbüro der Universität Wien und mit Daniela Marzoch der Koordinatorin vom UniClub der Universität Wien.