14. Mai 2021 |Wien| Isabella Haag

Freiwilligenarbeit an Universitäten Teil 3:

Die TU und die Ingenieure ohne Grenzen

Wie schon angeteasert hat die Technische Universität Wien kein organisatorisches Gegenstück zum Kinderbüro oder Volunteering@WU. Das heißt aber nicht, dass die TU keine Möglichkeit anbietet sich freiwillig zu engagieren. Engagement auf der TU findet im Rahmen von Mentoring-Programmen statt. Dazu durfte ich Christopher Brunner aus dem Vizerektorat für Studium und Lehre der TU interviewen, welcher für die Mentoring-Programme verantwortlich ist. Außerdem habe ich auch den Wiener Regionalgruppenleiter der „Ingenieure ohne Grenzen Austria“, Ferdinand Bammer im Gespräch gehabt. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was der Verein mit der TU zu tun hat? Die Antwort darauf findet ihr hier!

Mentoringprogramme für Erstsemestrige gibt es sowohl an der Uni Wien und der WU, als auch an der Technischen Universität in Wien. Diese Programme haben eine große Wirkung: Höhersemestrige engagieren sich freiwillig, indem sie Erstsemestrige begleiten. Dabei geht es um alle organisatorischen Fragen zur Universität, dem Campus und ganz stark um ein soziales Netzwerk.

„Es geht hauptsächlich darum, organisatorische Unterstützung und den Erstsemestrige die ganzen Onlinesysteme zu zeigen. „Wie organisiere ich mein Studium?“ und – „wie komme ich zur Prüfungsanmeldung?“-, sind häufig gestellte Fragen.  Vor Ausbruch der Pandemie standen Campusführungen im Vordergrund. Grundsätzlich dient das Ganze als Schnittstelle zu den anderen Service Einrichtungen“, so Christopher Brunner.

Höhersemestrige bekommen dafür 2 ECTS- Punkte als Anerkennung ihrer Arbeit. Was uns aber noch mehr interessiert hat, war, wie die TU die Mentoring-Programme in der Pandemie angepasst hat. Im letzten Jahr musste ein Umdenken stattfinden, und zwar in Richtung Online-Meetings. Damit die liebevoll genannten „Ersties“ die Chance bekommen einander kennenzulernen und ein soziales Netzwerk aufbauen zu können, wurden sogenannte Break Out Sessions genutzt. Aber auch für die Mentor*innen mussten Schulungsprogramme eingerichtet werden, da die Umstellung auch für sie eine neue Herausforderung darstellte.

„Es gibt nichts Schlimmeres als jemand, der nur dasitzt und ein Vortrag hält und alle stumm geschaltet sind, aber gerade da kann man mit den Break-Out Sessions einiges machen. Das war für uns alle neu und da musste ein Umdenken stattfinden. Da haben wir mit den Workshops den Mentor*innen viel Unterstützung zur Verfügung gestellt und ich glaube, damit konnten sie in den letzten Monaten viele Kompetenzen gewinnen und aufbauen“, so Brunner.

 Aber nicht nur das Mentoring auf organisatorischer Ebene musste ausgebaut werden, auch psychologische Beratungen mussten ausgebaut werden. Egal, ob Erstsemestrige oder höhere Semester, alle Studierenden leiden unter der Pandemie, weswegen eine psychosoziale und psychologische Unterstützung besonders wichtig ist. Die sogenannte „Clearing“- Stelle dient dabei als erste Anlaufstelle.


Brunner erzählt: „Es gibt jetzt eine eigene psychosoziale Beratung, die bis zu drei Sitzungen gratis anbietet. Wir haben in den ersten Wochen schon 70 Termine gebucht und gemerkt, wie gerne das angenommen wurde. Um der Nachfrage entgegenzukommen haben wir zusätzlich Workshops und Gruppenangebote entwickelt, die Themen wie „Under pressure“ und „Prüfungsangst“ bearbeiten.

Abschließend muss dazugesagt werden, dass die TU immer wieder auch mit dem Kinderbüro und der WU zusammenarbeitet und Projekte und Workshops zu „Diversität“ und „Frauen in die Technik“ anbieten. Aber nun zu einer Organisation, die von ehemaliger TU Studierenden gegründet wurde.

© Ingenieure ohne Grenzen / Vanessa Payerl

Die Ingenieure ohne Grenzen Austria sind ein gemeinnütziger österreichweiter Verein mit dem Zweck Projekte mit technischer Entwicklungszusammenarbeit durchzuführen. Die Regionalgruppe Wien wurde in der Gründungsphase des Vereins 2013 von Studierenden der TU Wien ins Leben gerufen.

Mit nachhaltigen Lösungen möchten die Ingenieurinnen und Ingenieure den Menschen in Partnerländern auf der ganzen Welt Zugang zu elementarer Infrastruktur ermöglichen. So soll die Lebensqualität, z.B. durch den Bau eines Brunnens, einer Solaranlage, oder einer Brücke gesteigert werden. Die Entwürfe werden zwar in Wien geplant, aber stets mit den lokal zur Verfügung stehenden Ressourcen umgesetzt. Im Zuge der Umsetzung findet auch ein aktiver Wissenstransfer bzw. eine Schulung in Verbindung mit diesen Projekten statt, um einen langfristigen und nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten. Bei dieser Organisation steht die Planung in Österreich im Vordergrund.

Freiwilliges Engagement bei der IOG

© Ingenieure ohne Grenzen / Vanessa Payerl

Bei der IOG gibt es zwei Möglichkeiten sich einzubringen: Einerseits über administrative Arbeiten und andererseits über die Arbeitsgruppen. Bei administrativen Tätigkeiten geht es um internes Management aber auch IT-Support und Unterstützung im Aufbau der Vereinsstruktur. Die Arbeitsgruppen hingegen teilen sich in projektbezogene technische Planung, Fundraising oder PR-Aktivitäten auf. Ferdinand Bammer der Regionalgruppenleiter in Wien erzählte, dass sie auch auf Anfrage Listen verschicken, wo man sich für bestimmte Aufgaben eintragen kann.
Aktuelle Projekte der Regionalgruppe Wien sind zum Beispiel der Bau von neuen Unterkünften für Mädchen in einer Schule in Ruanda oder die Sanierung eines Basketballplatzes im Senegal, der auch als Veranstaltungsplatz genutzt werden soll. Ein Projekt, welches Ferdinand Bammer ganz besonders am Herzen liegt ist, ein Projekt für Asylwerber*innen in Wien. Dabei soll ihnen der Einstieg in die Arbeitswelt und eine weiterführende Ausbildung erleichtert werden. Wegen der Pandemie ist dieses Projekt aber noch in der Planungsphase. Weiter Projekte findet ihr unter: https://www.iog-austria.at/iog_project/

Man muss nicht Ingenieur*in sein, um bei den Ingenieuren ohne Grenzen mitzumachen!

© Ingenieure ohne Grenzen / Vanessa Payerl

IOG braucht engagierte Leute aus allen Bereichen! Ferdinand Bammer erzählte in unserem Gespräch, dass der Name mittlerweile ein großes Problem ist, denn Mitmachen sollen alle, auch ohne technischen Hintergrund: „Wir sind so stark und vielseitig wie unsere Mitglieder. Was wir gemeinsam haben, ist der Wunsch durch unseren Einsatz eine Verbesserung der Lebensbedingungen für andere Menschen zu schaffen. Hinter jedem technischen Projekt stecken viel Administration und Planung dahinter. Wir freuen uns auf jede und jeden der mitmachen möchte.“

Das heißt also an der TU Wien kann man sich im Mentoring Programm engagieren und wenn es einem ein Bedürfnis ist, den Campus auch einmal zu verlassen und eine andere Perspektive zu bekommen, dann schaut euch die Ingenieure ohne Grenzen an und lasst euch nicht von dem Namen abschrecken, denn vielleicht sind genau eure Fähigkeiten dort Goldes wert.

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