09.09.2021 |Wien| Isabella Haag
„Frühstück im Park“- Frühstück und Pandemie?
Montag auf der Mariahilfer Straße beim Spar Lebensmittel retten, Dienstag kalte Speisen vorbereiten und warme kochen, Mittwoch dann ab 03:00 geht es für die beiden Köch*innen los und um 7:00 sollten die freiwilligen Helfer*innen kommen und der Transport in den Park beginnt! Das ist der strikte Zeitplan der Organisation „Frühstück im Park“, der jede Woche von einer kleinen, engagierten Gruppe, ausgeführt wird. Danach heißt es Geschirr abwaschen, Kisten füllen und alles für die nächste Woche wieder vorbereiten. Zwischendurch auf diversen Kanälen posten, vernetzen, Spenden abholen und sortieren.
Seit einigen Jahren gibt es diesen Verein, der dafür sorgt, dass obdach- und wohnungslose Menschen ein stärkendes Frühstück im Esterhazypark genießen können. Doch wie hat ein solcher Verein unter den Einschränkungen der Pandemie funktioniert? Ich war vor einigen Wochen dabei und habe nachgefragt, was die größten Herausforderungen waren und wo sie mehr Unterstützung gebraucht hätten?
Mittwoch um 7:00 war ich mit anderen Helfer*innen vor, Ort um vorbereitete Speisen, Getränke, Tische und Bestecke in den Esterhazypark zu transportieren. Dort angekommen, bauten wir alles auf und kurz vor 8 hatte sich schon eine lange Schlange vor dem meterlangen Buffet gebildet. Die Speisen wurden von Supermärkten und Bäckereien zur Verfügung gestellt und somit vor der Vernichtung gerettet. Immer wieder kommen bei den Buffettischen auch Personen vorbei, die etwas selbst gebacken haben und zur Verfügung stellen wollen. Ein stärkendes und gesundes Frühstück, bei dem die Menschen einander auf Augenhöhe begegnen und alle respektvoll behandelt werden- das ist das Ziel.
Während des Frühstücks:
Während des Frühstücks geht Leiterin Fiona zu den Gästen und fragt, wie es ihnen geht und was sie gerade besonders dringend benötigen. Oft wird nach einem neuen Paar Schuhe, einem neuen Shirt oder ganz einfachen Dingen, wie nach einem Deodorant gefragt. Aber auch Zelte, Schlafsäcke, Isomatten, Unterwäsche werden benötigt. Diese Sachen werden dann von Spendengeldern bezahlt und bis zum nächsten Frühstück im Park besorgt. Als ich dabei war, hat sich Fiona gefreut, einem Gast ein lang ersehntes Handy zu überreichen, das sie über eine Second Hand Plattform besorgt hat. Es macht den Anschein, als würden sich sehr viele Menschen jede Woche darauf verlassen, dass dieses Frühstück stattfindet.
Während dieses Vormittags erlebt man viele Eindrücke, schöne Momente und einen Reality Check, der einem vor Augen führt, dass einfach nicht genug für diese Menschen getan wird. Nachdem die erste große Runde an Gästen versorgt war, kam Fiona zu mir und erzählte, dass Gäste ihr sagten, noch nie so gut behandelt worden zu sein. Es ist schockierend, denn das, was wir gemacht haben, war ein Frühstück herrichten, austeilen und einen „Schönen guten Morgen“ wünschen. Beim Frühstück im Park werden die Gäste per „Sie“ angesprochen, um den Eindruck eines Hotelbuffets zu erwecken und um ihnen mit Respekt gegenüberzutreten.
Herausforderungen:
Fiona, die Leiterin und Gründerin von „Frühstück im Park“ berichtet, dass besonders der 1. Lockdown sehr schwierig und herausfordernd war. Die Obdach- und Wohnungslosen wurden aus den Parks verscheucht und die Möglichkeiten für sie, an Essen und Kleidung zu kommen, waren sehr eingeschränkt. Sowohl „Frühstück im Park“ als auch die Gäste, die sich auf das Frühstück jeden Mittwoch verlassen, hatten große Angst vor polizeilichen Strafen. Gerade obdach- und wohnungslose Menschen haben oft schlechte Erfahrungen gemacht und dadurch besonders große Angst vor Strafen und davor, aus dem Esterhazypark vertrieben zu werden.
Fiona berichtet trotz allem, dass der Rückhalt von der Bezirksvorsteherin großartig war und ihnen zumindest von dieser Seite Sicherheit gegeben wurde. Die Organisation „Frühstück im Park“ selbst hat sich große Sorgen um Geldstrafen gemacht, da sie das Frühstück weiter anbieten wollte. Alle anderen Notfallseinrichtungen haben während des Lockdowns zugesperrt, außer das Häferl, und die Gruft, und die Straßen waren leergefegt. Die Menschen am Rande der Gesellschaft hatten also wenig Chancen auf Geld, Essen oder Kleidung – Dinge, die sie normalerweise erfragen oder in Einrichtungen bekamen. Mittlerweile helfen sogar Gäste mit, die selbst auf das Frühstück angewiesen sind.
Menschen am Rande der Gesellschaft sind gerade in Krisenzeiten besonders betroffen und dürfen dann erst recht nicht vergessen werden! Danke an die Organisation „Frühstück im Park“, dass ihr sie nicht vergesst!